Freitag, 22. Dezember 2017

Schamane

Ein paar hundert Meter von der San Victorian Community entfernt, hat der Schamane Carlos seine "Praxis". Er lebt ebenfalls in der Dorfgemeinschaft, hat Familie und ist so etwas ähnliches wie ein Hausarzt, der allerdings ausschließlich Naturheilmittel verwendet. Seine Ausbildung dauerte über 20 Jahre und erfolgte durch sechs andere Schamanen. So wird das umfangreiche Wissen über die Heilkraft von Pflanzen weitergegeben. Etwa 350 ihm bekannte Heilpflanzen, so erzählt Carlos, finden sich in den umliegenden Wäldern.

Er ist eine beeindruckende Gestalt: auf dem Kopf ein Kranz aus Papageienfedern, Glasperlen und eine Kette aus Wildschwein- und Jaguarzähnen um den Hals. Fast täglich vertreibt er böse Geister und Krankheiten aus seinen Patienten. Er zelebriert ein magisches Ritual und trinkt dazu einen Drogencocktail aus Lianen und Kräutern, genannt "Ayaguasca", dessen Wirkung mit LSD zu vergleichen ist. Und die Reise in sein geheimnisvolles Universum beginnt, eine Welt, von der wir keine Vorstellung haben. Bei härteren Fällen mixt er sogar die Engelstrompete bei, die ihn manchmal erst nach 24 Stunden aus dem Rausch entlässt.
Die Fähigkeit zur Heilung müsse der Mensch in sich tragen. Man müsse den Tod, die Sonne und die Sterne begreifen, dann sei man für den Zauber bereit.
Ich erzähle ihm von meinen fallweise auftretenden Rückenschmerzen, er nickt, pflückt eine Brennessel-ähnliche Pflanze und beginnt damit meinen Rücken zu "behandeln". Der anfänglich höllische Schmerz weicht nach fünf Minuten einer sich immer stärker entwickelnden Wärme und nach der Anwendung  sieht meine Rückseite aus wie wenn ich Feuchtblattern hätte.
Egal - es hat geholfen oder zumindest bilde ich mir das ein!

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